Klaus Horstmann, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel, und Kreisveterinärin Dr. Natalie Schultes erläuterten am Beispiel der eingezäunten und von Herdenschutzhunden bewachten Schafwiese, den Nutzen, den Aufwand und die Kosten eines effektiven Herdenschutzes. „Die Wiese von Frau Rittmann ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein guter und sachgerechter Herdenschutz vor dem Wolf aussieht“, so Horstmann. In Verbindung mit den widerstandsfähigen und unter Strom stehenden Zäunen bieten Herdenschutzhunde einen noch besseren Schutz gegen Übergriffe. „Einen hundertprozentigen Schutz gegen Wölfe gibt es allerdings nicht. Durch zielgerichtete Herdenschutzmaßnahmen kann die Wahrscheinlichkeit, Risse zu erleben, aber maßgeblich gesenkt werden.“ So gab es im Kreisgebiet nach aktuellem Stand keinen Übergriff auf eine Herde, die mit Herdenschutzhunden geschützt war. Der Kreis Wesel unterstützt die Weidetierhalterinnen und –halter auf Nachfrage bei der Ausgestaltung ihres individuellen Herdenschutzes und vermittelt zur offiziellen Herdenschutzberatung der Landwirtschaftskammer NRW oder bei Beantragung von Fördermitteln zur Bezirksregierung Düsseldorf.
Bei Herdenschutzhunden fördert das Land NRW ausschließlich zertifizierte Hunde, die beispielsweise auch mit kritischen Belastungssituationen zurechtkommen. Sie sehen sich als Teil der Herde und beschützen diese gegen Eindringlinge. Außerdem dürfen sie nicht aus der Herde ausbrechen und müssen ein ruhiges Gemüt haben. Die Pyrenäen-Berghunde der Familie Rittmann, die alle einen Sachkundenachweis zum Umgang mit den Hunden erbringen mussten, sind hierfür besonders gut geeignet. Einen Zertifizierungslehrgang zur Erlangung der Sachkunde wurde durch den Kreis Wesel Ende 2020 gemeinsam mit dem NABU-Landesverband NRW organisiert und finanziert, so dass den Teilnehmenden keine zusätzlichen Kosten entstanden sind. In dem Lehrgang werden neben dem Umgang mit den Hunden auch die erforderlichen tierschutzrechtlichen Aspekte vermittelt. „Herdenschutzhunde passen aber nicht zu jedem Weidetierhalter,“ so Horstmann. „Eine grundsätzliche Affinität zu Hunden muss schon vorhanden sein.“
Die Umsetzung eines wirksamen Herdenschutzes bedeutet neben dem höheren Arbeitsaufwand auch einen finanziellen Mehraufwand für Weidetierhalter. Zaunmaterial und Hunde werden in der Anschaffung zwar zu 100 Prozent mit öffentlichen Mitteln gefördert, die Unterhaltungskosten wie beispielsweise das Freischneiden der Zäune oder die Futterkosten der Hunde müssen die Halter allerdings selber tragen.
Für Rinder und Pferde werden Herdenschutzmaßnahmen bisher nicht gefördert, obwohl es im Wolfsgebiet Schermbeck zahlreiche Mutterkuh- und Pferdehaltungen gibt. Der Kreis Wesel will für diese Weidetierarten ein Pilotprojekt vorbereiten, das sich am „Herdenschutzprojekt Niedersachsen“ orientiert. Dieses Projekt soll dann beispielhaft in Betrieben vor Ort umgesetzt und finanziert werden.
Foto: v.l. Maik Dünow (Schäfer), Ludwig Hermanns (Kreiszüchterzentrale Kreis Wesel), Christan Chwallek (stv. Vorsitzender NABU NRW), Christiane Rittmann (Schafhalterin), Dr. Natalie Schultes (Veterinäramt Kreis Wesel), Klaus Horstmann (Leiter Nachdienst Naturschutz, Landwirtschaft, Jagd und Fischerei Kreis Wesel)