Am Montag- und Dienstagabend (15. und 16. November 2021) konnten sich Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Personen, die die Lippeaue in den Gemeinden Hünxe und Schermbeck bewirtschaften, im Kreishaus Wesel über das neue Fachkonzept „Entwicklung der Lippe und ihrer Aue“ informieren.

Das Fachkonzept bündelt Maßnahmenvorschläge für die nachhaltige Renaturierung der Lippe und ihrer Aue im Sinne des Natur- und Gewässerschutzes und soll dadurch eine langfristige Planungssicherheit für die Betroffenen garantieren. Es wurde in den Jahren 2018 bis 2020 von einer interdisziplinären Arbeitsgruppe entwickelt, die sich aus Mitarbeitenden des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW, der Bezirksregierung Düsseldorf, des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes e.V., der Landwirtschaftskammer NRW, des Lippeverbandes, der Biologischen Station Kreis Wesel e.V. und dem Kreis Wesel zusammensetzt. Neben den etwa 80 interessierten direkt Betroffenen zählten auch Vertreter der Kreisbauernschaft und der Landwirtschaftskammer zu den geladenen Gästen.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe berichteten über die Entstehung und die Inhalte des Fachkonzeptes. Der Grundstein für die Entwicklung des Konzepts wurde 2018 gelegt, indem das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz NRW, die Bezirksregierung Düsseldorf und der Kreis Wesel sich darauf verständigt hatten, das Ersatzgeld aus dem Neubau der B58n–Südumgehung in die Entwicklung der Lippe und ihrer Aue im Kreis Wesel fließen zu lassen. In einer interdisziplinären Arbeitsgruppe wurden die bereits bestehenden ökologischen Planungen der Gewässerentwicklung und des Naturschutzes für den mehr als 1400 Hektar großen Planungsraum zusammengetragen und geprüft. Im Mittelpunkt stand dabei die größtmögliche Schonung von landwirtschaftlichen Nutzflächen und die Berücksichtigung der agrarstrukturellen Belange. Durch die Ausnutzung von Synergien zwischen Naturschutz und Wasserbau gelang es schließlich, den ursprünglichen Maßnahmenumfang von knapp 400 Hektar auf 176 Hektar zu reduzieren. Nach einer Umsetzung der aktuellen Planungen würden ca. 85 Hektar davon einer landwirtschaftlichen Nutzung dauerhaft entzogen. “Uns ist es gelungen, eine Vielzahl von unterschiedlichen Maßnahmenplanungen so zu bündeln, dass am Ende ein sinnvolles Gesamtkonzept mit dem geringstmöglichen Flächenanspruch herausgekommen ist. Darüber hinaus konnten wir für die Betroffenen eine langfristige Planungssicherheit schaffen, indem über das Konzept hinaus keine weiteren ökologischen Planungen erfolgen werden. Trotz zahlreicher Bedenken der Teilnehmenden und der z.T. erheblichen Betroffenheiten Einzelner sind wir stolz auf dieses Ergebnis, wenn es uns gleichzeitig gelingt, diese Betroffenheiten durch geeignete Instrumente wie Flächentausch etc. abzumildern,“ resümiert Klaus Horstmann, Fachdienstleiter für den Bereich Naturschutz und Landwirtschaft des Kreises Wesel.
Die im Fachkonzept dargestellten Maßnahmen zur Erfüllung von EU-rechtlichen Verpflichtungen der Wasserrahmen-, FFH- und Vogelschutzrichtlinie sowie des Landschaftsplanes sollen vorrangig über Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen wie z.B. für die neue Tank- und Rastanlage an der BAB3 in Hünxe umgesetzt werden. Abschließend wurde noch einmal deutlich gemacht, dass es sich bei dem Fachkonzept um eine Diskussionsgrundlage für die weitere Beteiligung handelt, mit dem man mit den Betroffenen ins Gespräch kommen wolle. „Keiner der Maßnahmenvorschläge ist in Stein gemeißelt,“ so Horstmann.  
In einem transparenten Beteiligungsverfahren wollen die Arbeitsgruppenmitglieder  deswegen erneut auf die Betroffenen zugehen, um Lösungen zu finden und gemeinsame Vereinbarungen zu treffen. Geplant ist, diesen nächsten Schritt im Laufe des kommenden Jahres anzustoßen.

(Quelle: Pressemitteilung Kreis Wesel)