Wegweiser „Teile mit mir!“
In den Beratungen erfährt die Fachstelle Frau und Beruf des Kreises Wesel sehr deutlich, wie tief alte Rollen- und Zuständigkeitsmuster immer noch sitzen. Es bestätigt sich, was durch die Corona-Pandemie verstärkt ans Tageslicht kommt: Meistens ist es der Mann, der in Vollzeit arbeitet und verdient den Großteil des Einkommens verdient. Die Frau bleibt zu Hause, ist für die Kindererziehung, Pflege von Angehörigen, den Haushalt, die Privatsphäre und die sozialen Kontakte zuständig und/oder ist „Zweitverdienerin“ und verdient in Teilzeit oder Minijob hinzu.
„Es ist paradox,“ sagt Monika Seibel von der Fachstelle Frau und Beruf des Kreises Wesel. „Viele Paare sehen sich als modernes Paar und leben eine gleichberechtigte Beziehung und Arbeitsteilung. Viele werdende Eltern wollen beides: Kind(er) und ein erfülltes Berufsleben. Doch aus verschiedenen Gründen klappt es nicht immer so, wie es sich die Paare wünschen. Mit der Geburt des ersten Kindes greifen die Eltern bei allen guten Vorsätzen trotzdem oft auf diese traditionellen Rollenmuster zurück.“
Diese Muster erschweren heute immer noch den Wiedereinstieg und die berufliche Weiterentwicklung der ratsuchenden Frauen. Das traditionelle Rollenbild ist allerdings nicht nur „Privatsache“. Es findet sich auch in einer wenig familienorientierten Arbeitswelt und einer nicht verlässlichen Betreuungsinfrastruktur wieder. Zudem werden immer noch falsche Anreize für oder gegen Erwerbstätigkeit und/oder Familienarbeit durch steuer- und sozialversicherungsrechtliche Regelungen gesetzt.
„Wenn Sie den Wegweiser für partnerschaftliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie ‘Teile mit mir!‘ in den Händen halten, finden Sie Schritt für Schritt konstruktive Anregungen, wie es funktionieren kann, gleichberechtigt und partnerschaftlich gemeinsam diese Herausforderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu meistern. Ich möchte Ihnen Mut und Lust darauf machen,“ so Landrat Ingo Brohl.
Zusatzinformation:
Die Fachstelle Frau und Beruf des Kreis Wesels erinnert an den Equal Care Day, der auf die mangelnde Wertschätzung und unfaire Verteilung von Fürsorgearbeit aufmerksam machen will. Er ist als Aktionstag auf den 29. Februar festgelegt. Somit findet er eigentlich nur alle 4 Jahre statt und wird in den Jahren dazwischen übergangen. Er weist darauf hin, dass Care-Arbeit als weitgehend „unsichtbare Arbeit“ gilt, die oft nicht wahrgenommen und nicht bezahlt wird. Der Tag symbolisiert außerdem das Verhältnis von 4:1 bei der Verteilung von Care-Arbeit und ruft in Erinnerung, dass Männer rechnerisch etwa vier Jahre bräuchten, um so viel private, berufliche und ehrenamtliche Fürsorgetätigkeiten zu erbringen wie Frauen in einem Jahr.
Kontakt: Monika Seibel 0281 207-2201 oder monika.seibel@kreis-wesel.de. Weitere Informationen finden Sie unter www.kreis-wesel.de/frauundberuf.