Gutachten schützt Wöfin Gloria

Wöfin Gloria darf weiterleben. Letzte Woche gab es einen Austausch zwischen Ministern, Landräten und Bürgereistern aus der Wolfsregion Schermbeck

Kreis Wesel Wölfin Gloria mit der Kennung GW954f darf weiterleben. Das hat ein Gutachten, das die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) zum bisherigen Verhalten der Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck ergeben. Der Auftrag wurde vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) erteilt. Die gutachterliche Stellungnahme der DBBW bestätigt die bisherige Einschätzung, dass sich das Rudel in Schermbeck weitgehend von Wild ernährt. Übergriffe auf Haus- und Nutztiere erfolgten im Wesentlichen immer dann, wenn sich die Gelegenheit durch unzureichenden Herdenschutz bietet. In der Stellungnahme heißt es unter anderem: „In den meisten Fällen tötet sie (GW954f) Nutztiere, bei denen sie gar keine oder nur geringe Schutzmaßnahmen überwinden muss.“ Das Land zitiert aus dem Gutachen, dass die Wölfe in Schermbeck ihre Ernährung weitgehend mit Wildtierrissen bestreiten, „d.h. sie töten Nutztiere, wenn sie die Gelegenheit dazu haben, aber sie brauchen Nutztiere nicht als Nahrungsgrundlage.“ Bisher gebe es keinen Beleg dafür, dass der männliche Wolf mit der Kennung GW1578m oder der Welpe des Rudels das Töten von Nutztieren hinter empfohlenen Herdenschutzmaßnahmen erlernt haben.
Die gutachterliche Bewertung kommt aber auch zu dem Schluss, dass dann, wenn sich Übergriffe auf ausreichend gegen den Wolf geschützte Weidetiere verstetigen, eine Entnahme des betreffenden Wolfs in Betracht zu ziehen sei. Zurzeit sei dies aber nicht der Fall.
„Sollte die Wölfin GW954f damit beginnen, in zeitlich-räumlich engen Abständen Nutztiere hinter empfohlenen Schutzmaßnahmen zu töten, so dass man von einem verfestigten Verhalten ausgehen kann und nicht von seltenen Ausnahmen bzw. sporadischen Vorfällen, die zwischen vielen Übergriffen auf wenig geschützte Nutztiere erfolgen, ist es für uns allerdings fachlich nachvollziehbar, sich dafür zu entscheiden, eine Entnahme des Tieres zu veranlassen.“

Guter und offener Austausch


Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen-Esser hat sich in der vergangenen Woche und erneut am Mittwochabend mit Landräten, Oberbürgermeistern und Bürgermeistern aus dem Wolfsgebiet Schermbeck über die aktuelle Situation im Wolfsgebiet Schermbeck ausgetauscht. Neben einem Lagebericht des Ministeriums und des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), dem Stimmungsbild aus der Region standen die Nutztierrisse der zurückliegenden Jahre, der Herdenschutz, die Unterstützung der Region sowie die Frage der Auffälligkeit der Wölfe im Wolfsgebiet Schermbeck im Mittelpunkt des Gespräches.

„Es war ein guter und offener Austausch. So haben alle Teilnehmer den gleichen Sachstand. Wir werden ganz grundsätzlich lernen müssen, mit dem Wolf zu leben, denn Wölfe werden sich auch in NRW dauerhaft etablieren. Wie bereits in anderen Bundesländern wird auch bei uns in NRW nur ein ausreichender Herdenschutz unsere Weidetierhaltung dauerhaft sichern“, sagte Ministerin Heinen-Esser im Nachgang der Gespräche. Während die Wölfe in den weiteren Wolfsgebieten Nordrhein-Westfalens aktuell kaum in Erscheinung treten, gab es seit 2018 im Wolfsgebiet Schermbeck eine in etwa gleich bleibende Zahl von 18-20 Übergriffen pro Jahr, weit überwiegend auf unzureichend gegen den Wolf geschützte Haus- und Nutztiere. Mit wenigen Ausnahmen konnten die Übergriffe der Wölfin GW954f zugeordnet werden.

Dr. Thomas Delschen, Präsident des LANUV, betonte die Notwendigkeit eines sachlichen Umgangs miteinander: „Es gab in der Vergangenheit immer wieder einzelne Fälle, in denen Diskussionen und Gespräche von Emotionen geleitet wurden. Wir stehen für einen sachlichen Austausch auf der Grundlage von Daten und Fakten um rechtskonforme Lösungen zu finden. Unseren Beitrag leisten wir dabei mit einem funktionierenden Wolfsmonitoring, das wir nach den bundesweit einheitlichen und verbindlichen Standards durchführen.“

Ingo Brohl, Landrat des Kreises Wesel: „Unser gemeinsames Ziel ist die Rechtssicherheit jeder Entscheidung, unabhängig davon, wie sie ausfällt. Wir werden die Wölfe in Schermbeck und insbesondere die Wölfin GW954f weiter im Auge behalten. Der Kreis Wesel unterstützt außerdem die Weidetierhalter dabei, Herdenschutzmaßnahmen konsequent umzusetzen.”

Empfehlung des DBBW


Die DBBW empfiehlt auch aus den Erfahrungen in anderen Bundesländern eine konsequente Anwendung des bundesweit empfohlenen Herdenschutzes in der Fläche.
„Eine massive Ausweitung geeigneter Schutzmaßnahmen in der Region erscheint uns aber die einzig tragfähige Strategie, um eine langfristige Koexistenz von Nutztieren und Wölfen zu gewährleisten.“


Im Ergebnis bietet auf lange Sicht nur ein funktionierender Herdenschutz der Weidetierhaltung einen ausreichenden und nachhaltigen Schutz. Ministerin Heinen-Esser: „Hierbei geht es vor allem um die langfristige Perspektive, da auch bei einer theoretischen Auflösung des aktuellen Rudels in Schermbeck damit zu rechnen ist, dass sich früher oder später wieder neue Wölfe in der wild- und waldreichen Region westlich von Wesel ansiedeln.“

Fakten & Wissenswertes

Alle Daten finden sich im Wolfsportal unter https://wolf.nrw/wolf/de/management/nutztierrisse.


Weitere Informationen zum Wolf in NRW:
https://www.wolf.nrw

Text: Sassan Dastkutah

Fotos: Titelbild  “von Rain Carnation auf Pixabay, Bild 2 “forest jggrz” auf pixabay