Über allem steht die Sicherheit

Moers. (pst) „Könnt ihr mal die Grünphase an dieser Ampel länger machen?“ Diesen Wunsch hört Christian Klein, Verkehrsingenieur bei der Stadt Moers, häufiger, aber so einfach ist das leider nicht. Zu einer Verkehrs- und Ampelplanung gehören mehr als nur grüne und rote Lampen. Festzeitsteuerung, verkehrsabhängige Regelung, Umlaufzeit, Phasenfolgeplan, Induktionsschleifen, Signallageplan – das sind nur wenige der Begriffe, mit denen sich der Ingenieur auseinandersetzt, wenn es um die Ampelschaltung beispielsweise an einer Kreuzung geht. 47 Ampeln in der gesamten Stadt gehören unter anderem zu seinem Aufgabengebiet. Der Fachmann spricht von Lichtsignalanlagen oder LSA.

Grüne Welle am Bahnhof in Planung
Derzeit beschäftigen ihn die LSA an den Kreuzungen in Bahnhofsnähe. Diese werden besser aufeinander abgestimmt. Die Schwierigkeit dabei: Die Grünzeiten einer Ampel sollen möglichst gut mit denen der benachbarten Anlagen zusammenpassen und somit eine „grüne Welle“ ermöglichen. Aber Achtung! Alle Verkehrsteilnehmer müssen berücksichtigt werden: Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger.

Wenn die Ampel selbst entscheidet
„Grundsätzlich haben wir zwei Möglichkeiten der Ampelschaltung“, erklärt Christian Klein. „Zum einen gibt es die Festzeitsteuerung, bei der nach einer bestimmten Abfolge und in einem bestimmten zeitlichen Rhythmus jeder mal Grün bekommt. Zum anderen kann die Ampel auch verkehrsabhängig geregelt sein.“ In diesem Fall kommen Induktionsschleifen zum Einsatz, die erkennen, ob Fahrzeuge auf der Straße sind. Abhängig davon verlängern oder verkürzen die Ampeln in einem gewissen Rahmen selbstständig die Grünphase. „Wenn gar kein Verkehr ist, wird im Extremfall auch eine Phase ganz ausgelassen, um Zeit zu sparen.“ Besteht aus allen Richtungen ein hohes Verkehrsaufkommen, springt die Ampel automatisch in ein Festzeitprogramm.

Zusammenarbeit mit dem Land
Die Neuprogrammierung der Signalanlagen auf der Rheinberger Straße ist ein Projekt für das Jahr 2021. Dort wird derzeit eine neue Edeka-Zentrale gebaut. Die Ingenieure rechnen mit einem erhöhten Verkehrsaufkommen in diesem Bereich und wollen die Ampelschaltungen so anpassen, dass dann trotzdem noch ein Durchkommen bei grüner Welle für die Autofahrer möglich ist. Die Herausforderung hierbei ist zudem, dass ein Teil der Ampeln im Zuständigkeitsbereich des Landes NRW und einige innerorts, somit in Christian Kleins Händen, liegen. Das fordert eine enge Abstimmung und Zusammenarbeit.

Sicherheit für die Radfahrer auf der Düsseldorfer Straße
Veränderungen gab es auch auf der Düsseldorfer Straße. Hier ist ein neuer Radweg dazugekommen. „Jeder Verkehrsteilnehmer mehr macht die Signalprogrammierung komplexer“, so der städtische Verkehrsingenieur. „Radfahrer sind natürlich etwas langsamer unterwegs als Autos. Die längere Schutzzeit muss also einberechnet werden und das hat Auswirkungen auf die gesamte Planung.“ Die Schutzzeit bedeutet, dass jeder sicher über die Fahrbahn laufen oder fahren kann – auch dann, wenn er noch im letzten Moment der Grünphase beginnt, die Straße zu überqueren. Während dieser Schutzzeit haben also alle Rot. Am Ende eines Projekts überprüft Christian Klein nochmal alles auf Sicherheit. „Man muss für diesen Job schon ein bisschen detailverliebt sein“, betont er. „‚Man kann nicht einfach sagen: ‚Das passt schon.‘“ Schon ein Meter Unterschied bei der Berechnung kann dazu führen, dass ein Fußgänger noch auf der Straße ist, während ein Autofahrer schon grünes Licht hat.

Bildzeile Titelbild Christian Klein erklärt die Kettenreaktion: Wenn die Ampelschaltung an einer Stelle verändert wird, müssen unter Umständen alle benachbarten Signalanlagen ebenfalls neu eingestellt werden. (Foto: pst)

Bildzeile 2: Der Verkehrsingenieur zeigt den Schaltkasten der Ampelanlagen an der Unterwallstraße vor dem Rathaus. Hier laufen die Steuerkabel für die Überwachung und den Fernzugriff auf die umliegenden LSA zusammen. (Foto: pst)

 

(Quelle: Pressemitteilung Stadt Moers)